FSJ Bericht Rosa 2019/2020

Von Überraschungen, Absagen und Glücksmomenten- Ein etwas anderes FSJ in Schonach

 

Die Wohnung ist ausgeräumt, der Schlüssel übergeben und die letzten Erinnerungsfotos sind aufgenommen: Vor einer Woche hieß es für mich Abschied nehmen von einer wunderschönen Landschaft, vielen lieben Menschen und einer unvergesslichen Zeit in Schonach.

Dass es ein ganz besonderes Jahr wird, ahnte ich bereits, als ich im August 2019 in der idyllischen Schwarzwaldgemeinde ankam. Ich würde zum ersten Mal alleine wohnen, weit weg von Familie, Freunden und der vertrauten Umgebung. Ein wenig nervös war ich also schon, als ich mich im Sportverein und in der Schule vorstellte. So viele fremde Menschen, die alle mehr Erfahrung hatten als ich und sich untereinander bereits kannten.

Es ermutigte mich zu spüren, dass ich von Anfang an willkommen war. Im Skiteam lernte ich schnell die Trainer und Kinder kennen und konnte beim Training mithelfen. Da ich selbst seit vielen Jahren im Skilanglauf aktiv bin, brachte ich ein paar Grundkenntnisse mit. Das vielseitig gestaltete Training gab mir jedoch die Möglichkeit, meinen Übungsschatz zu erweitern und viele neue Methoden und Spiele kennenzulernen. Auch das Skispringen beeindruckte mich. Weil sich meine Erfahrungen in dieser Disziplin bisher auf das jährliche Verfolgen der Vierschanzentournee beschränkt hatten, war ich beim Nachwuchstraining anfangs vor allem als Zuschauer dabei. Für mich war es sehr interessant, Einblicke in diese faszinierende Sportart zu bekommen und bald konnte ich auch hier die Trainer unterstützen, indem ich beispielsweise die Erwärmung gestaltete oder mich um die jüngsten Sportler kümmerte.

Sowohl beim Skispringen als auch beim Skilanglauf bereitete es mir besondere Freude, das Skiteam zu Wettkämpfen zu begleiten. Es war immer toll zu sehen, wie motiviert die Kinder sich an ihrer persönlichen Bestleistung versuchten und welche Ergebnisse sie erzielen konnten. Auch das Verfassen der Wettkampfberichte für die Homepage machte mir Spaß.

Mitte September begann meine Arbeit in der Schule. Das Lehrerkollegium nahm mich sehr freundlich auf und unterstütze mich immer bei Fragen und Problemen. Anfangs war es bei den vielen verschiedenen Aufgaben eine Herausforderung, den Überblick zu behalten, doch nach einer Weile stellte sich eine Alltagsroutine ein. Vormittags durfte ich oft im Sportunterricht der Grundschüler dabei sein und hatte hier die Möglichkeit, Spiele aus den Übungsleiterseminaren auszuprobieren. Aber auch vom Unterricht in anderen Fächern durfte ich mir ein Bild verschaffen. So konnte ich viel von den Lehrern lernen und Ideen sammeln. An den Nachmittagen half ich bei der Hausaufgabenbetreuung und verschiedenen Ganztagesangeboten. Das gab mir die Möglichkeit, mein Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein zu stärken, da ich auch alleine Schülergruppen betreute.

Besonders gefreut hatte ich mich auf den Winter. Endlich Spaß im Schnee mit den Kindern und in der Freizeit auch viele Loipenkilometer für mich…es kam etwas anders als geplant. Die eigentlich schönsten Monate des Jahres wurden wechselhaft und viel zu mild. Wenn einmal Schnee lag, dauerte es kaum drei Tage, bis Regenschauer ihn wieder verschwinden ließen. Das „DSV on tour“-Projekt, das Kinder für den Wintersport begeistern sollte, musste in der Sporthalle durchgeführt werden- ohne Ski. Abgesagt wurde nicht nur das Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“- Skilanglauf, sondern auch das Weltcupfinale der Nordischen Kombination im März, ein Höhepunkt, den ich gerne miterlebt hätte. Glücklicherweise konnte der Skisprungwettbewerb von „Jugend trainiert…“ stattfinden. Es war eine tolle Erfahrung, Teil eines gut funktionierenden Helferteams sein zu dürfen und einen Einblick in die Organisation zu erhalten.

Nach einem halben Jahr hatte ich mich so gut in Schonach eingelebt, dass ich mich sogar mit dem unbefriedigenden Winter abfinden konnte. Stattdessen konzentrierte ich mich besonders auf meine Aufgaben in der Schule, die mir immer mehr Freude bereiteten und mich bestärkten, nach dem FSJ Grundschullehramt zu studieren. Doch auch hier lief nicht alles wie geplant. Mitte März kam die überraschende Nachricht von coronabedingten Schulschließungen. So verbrachte ich mehrere Wochen in Dresden, bevor Mitte Mai die Notbetreuung begann.

Zwar war es seltsam, die Kinder nur in kleinen Gruppen, mit Abstand und Mundschutz zu sehen, aber immerhin durfte ich wieder in die Schule und bald gewöhnte ich mich, so gut es eben ging, an den neuen Alltag. Erst gegen Schuljahresende konnte zum Teil wieder in den Klassen unterrichtet werden. Durch die lange, von Covid19-Einschränkungen geprägte Zeit, schien mein Jahr noch viel schneller zu vergehen, als ohnehin schon.

Wenn ich jetzt an mein FSJ in Schonach zurückdenke, sind es jedoch weder der fehlende Schnee noch die Pandemie, die mir zuerst in den Sinn kommen. Vor allem denke ich an die vielen herzlichen Menschen, die ich kennenlernen durfte. Schüler und Lehrer, Sportler und Trainer, Kinder und Eltern. Sie alle haben meine Zeit im Schwarzwald zu einer sehr wertvollen gemacht. Ich denke an die zahlreichen Erfahrungen, die ich sammeln konnte, die Herausforderungen, denen ich mich gestellt habe und an die wunderschöne Natur, die ich in der Freizeit ausgiebig zum Joggen, Skirollern oder einfach zum Spazieren nutzen konnte.

Es war ein einzigartiges Jahr, in dem nicht immer alles glatt lief, das ich mir im Nachhinein aber nicht besser hätte wünschen können.

Danke an alle Trainer, Lehrer, Eltern und natürlich Kinder, die mein FSJ zu einer so wunderbaren und unvergesslichen Zeit gemacht haben! Ich werde euch vermissen und bin ganz bestimmt nicht zum letzten Mal in Schonach gewesen…

Rosa Zimare